Wie entstand unser Dorfplatz (Mehrgenerationenplatz)?
Von W. Klinkenberg u. M. Langen
Die folgenden Aufzeichnungen dokumentieren in groben Zügen (und ohne Anspruch auf Vollständigkeit) die Vorbereitungen bis zur Entstehung unseres Dorfplatzes seit 1989:
Es war einmal … vor langer Zeit …
Alles begann mit der Einweihung des Arma-Christi-Kreuzes am Algerter Dorfeingang am 14. Mai (Pfingstsonntag) 1989 durch die beiden damaligen Birker Pfarrer Georg Remke (kath. Kirche) und Pfarrer Theo von Weiß (ev. Kirche). Bis zu diesem Zeitpunkt war das Kreuz in der ev. Kirche in Siegburg restauriert bzw. aufbewahrt worden. Dieser (erneuten) Heimkehr des historischen Kunstwerks nach Algert, ging eine jahrelange Odyssee des Kreuzes mit Bemühen von Gerichten und Kunsthistorikern voraus, was aber hier nicht Bestandteil der Zusammenfassung sein kann und soll.
Zu dieser Zeit hatten einige Algerter bereits begonnen, sich in einer lockeren Dorfgemeinschaft zu organisieren, die bis heute Bestand hat.
mehr zur Historie des Dorfes und der Dorfgemeinschaft
Den an die Einweihung anschließenden Diskussionen rund um die Gestaltung eines gebührenden „Events“ zu diesem Anlass, lag bei allen Beteiligten der Gedanke zu Grunde, „anders“ sein zu wollen, um sich von den bisherigen Straßen-/Grillfesten in der Region abzusetzen. Hier traf es sich u.a. sehr gut, dass Karl-Heinz (Weiler) einen großen Grill besaß, auf dem eine ganze Sau gegrillt werden konnte. Mit einem echten Spanferkel hatten wir bereits das erste Alleinstellungmerkmal im Raum Lohmar und darüber hinaus. Ein absolutes Highlight - und ein Magnet, der uns zukünftig sehr viele Besucher garantieren sollte…
Das erste Fest nach der Kreuzeinweihung haben wir dann am 2. September 1989 direkt am Dorfeingang - und noch unter dem Begriff „Dorffest“ - veranstaltet. Da wir uns aber auch bei der Namensgebung unterscheiden wollten, wurden hierfür im Kreis der Dorfgemeinschaft Alternativen gesucht. Schließlich einigten wir uns für die kommen Feste auf den gut passenden Begriff „Algerter Bauernmarkt“.
Von der Pferdewiese zum Generationenplatz
Der Algerter Schwiegermutterweitwurf schreibt Geschichte
Als ganz besonderen abendlichen Höhepunkt erfanden wir den mittlerweile legendären Wettbewerb des Schwiegermutterweitwurfs, der es im März 2014 sogar ins WDR-Fernsehen geschafft hat. (Die aus dem Begriff des „Schwiegermutterweitwurfs“ entstandene politische Aufregung... sei an dieser Stelle noch einmal - unkommentiert - erwähnt).
Nach dem enormen Zuspruch aus der Bevölkerung und dem großen Spaß, den wir als Dorfgemeinschaft gemeinsam hatten, entstand sehr schnell der Gedanke, auch im Winter zur Vorweihnachtszeit ein Fest für Groß und Klein auszurichten. Und so entstand wenig später der „Algerter Nikolausmarkt“, der im Gegensatz zum Bauernmarkt (bzw. späteren „Algerter Sommerabend“), auch heute noch (traditionell am 2. Adventssamstag) stattfindet - sofern Covid19 es zulässt.
Während die ersten Bauernmärkte noch auf der Straße am Dorfeingang bzw. auf dem Kreuzkauler Weg stattfanden, wurde das Zentrum des bunten Treibens in den Folgejahren auf und um den Weilerhof verlegt, auf dem der Nikolausmarkt bis heute veranstaltet wird. Bereits damals keimte bei einigen Algertern der Wunsch nach einem Dorfplatz als Begegnungsstätte für Dorfbewohner und -besucher auf. Der Vorschlag vom Heimatverein Birk, hierfür die Hühnerwiese Ecke Algerter Straße / Kreuzkauler Weg zum Dorfplatz umzugestalten, fand weder bei der Dorfgemeinschaft noch beim Eigentümer Zustimmung und wurde daher schnell verworfen.
Eine neue Idee entsteht...
Für uns Algerter völlig überraschend kam jedoch eines Tages ein Angebot (mit schriftlicher Vereinbarung) des Eigentümers der Weide am Dorfeingang, einen Teil dieses großen Grundstücks (heutiger Mehrgenerationenplatz) als Dorfplatz nutzen zu können. Die Freude innerhalb der Dorfgemeinschaft war groß, bekam aber schon nach kurzer Zeit der Euphorie einen Dämpfer, denn unseren Vorstellungen und Wünschen zur Gestaltung des Platzes - und insbesondere zur Ausstattung für die Kinder (mit Schaukel, Wippe o.ä.) - konnte der Eigentümer nicht zustimmen, weil die rechtliche Verantwortung für den Betrieb auch dieser Spielgeräte bei ihm gelegen hätte. Somit wurde das Thema erneut bis auf weiteres vertagt und eine Zeit lang gab es hierzu auch keine neuen Entwicklungen.
Irgendwann hatte unser Anliegen aber dann doch die Politik und Verwaltung in Lohmar erreicht. Dies führte - neben anderen für unsere Dorfgemeinschaft „glücklichen“ Umständen - letztlich dazu, dass die Stadt dem Eigentümer die Weide abgekauft - und anschließend in den Bebauungsplänen als Dorfplatz ausgewiesen hat. Zur geographischen Lage des Platzes sei an dieser Stelle noch angemerkt, dass dieser "außerhalb" der Bebauungsgrenze des Dorfes und im Landschaftsschutzgebiet lag.Doch selbst der juristische Wechsel des Eigentümers aus privatem Besitz in die Hände der Stadt änderte viele Jahre lang nichts an der weiteren Nutzung der Wiese als Pferdeweide.
Langsam kommt wieder „Bewegung“ in die Sache
In Bewegung kam die Angelegenheit erst wieder, als die Seniorenvertretung Lohmar gemeinsam mit Vertretern der Stadt begann, Ausschau nach geeigneten Standorten zur Schaffung von „Mehrgenerationenplätzen im ländlichen Umfeld" zu halten.
Nicht zuletzt durch die langjährige Mitarbeit von Willi Klinkenberg in der Seniorenvertretung waren die mittlerweile traditionellen Aktivitäten der Algerter Dorfgemeinschaft auch der Leiterin der Villa Friedlinde nicht verborgen geblieben. So gab es also auch in Algert eine gemeinsame Begehung der Örtlichkeiten und bei der Begutachtung konnte festgestellt werden, dass dieses Grundstück vor dem Dorf, im Schatten der großen Lind neben dem Arma-Christi-Kreuz, den dafür geforderten Kriterien in idealer Weise entsprechen würde.
Daraufhin wurde seitens der Stadt, unter der Leitung des damaligen Abteilungsleiters Kultur, Sport und Generationen, Johannes Wingenfeld, sowie der Leiterin der Villa Friedlinde, Susan Dietz, ein Projekt ins Leben gerufen.
Wie so oft im Leben galt auch hier der Spruch „Ohne Moos nix los“, aber natürlich war allen Beteiligten schnell klar, dass dieses „Leuchtturm-Projekt“ für die Stadt Lohmar nur erfolgreich werden könne, wenn neben nicht unerheblichen finanziellen Mitteln auch viel Engagement und Eigeninitiative der Dorfgemeinschaft aufgebracht werden würde, um die Realisierung in Eigenleistung zu stemmen. Das erforderliche Budget für das benötigte Material wurde seitens der Stadt im Rahmen des Projekts „Schaffung von Generationen-Treffpunkten in den Lohmarer Ortsteilen“ bereitgestellt und bei einer eigens dafür von Dorfgemeinschaftssprecher Michael Langen einberufenen Versammlung waren sich alle Anwesenden sehr schnell darin einig, diese Herausforderung mit dem gewohnten Elan und Schwung anzunehmen …
Jetzt wird’s konkret – aus Planung wird Praxis
Schnell wurden unter der Gesamtkoordination von Eike Jung Arbeitsgruppen für die Planung und Vorbereitung der einzelnen Aufgaben und Gewerke (Erdbewegungen / Tiefbau, Begrünung / Bepflanzung, Hochbau [insbes. Schutzhütte], Ausstattung / Spielgeräte usw.) gebildet, in die sich die interessierten Mitglieder der Dorfgemeinschaft entsprechend ihren Kenntnissen und Fähigkeiten einbringen würden.
Mehr Bilder und Informationen dazu findet Ihr unter "Ein Dorfplatz entsteht".
Unser Vorschlag, die Innenseite des in Eigenregie neu angelegten Begrenzungswalles mit Narzissen zu bepflanzen, wurde von Rüdiger Ramme (Gartencenter Rammes Grünland aus Lohmar) dankenswerterweise mit der Spende von 1.000 Narzissenzwiebeln bedient. Diese haben wir in einer „Hauruck-Aktion“ an einem Samstagmorgen noch rechtzeitig vor Ende der Pflanzsaison einpflanzen können. Der Anblick der Blütenpracht im Frühjahr 2020 war beeindruckend. Später wurde dann noch der Wall mit heimischen Sträuchern und Büschen, die ebenfalls von Rüdiger Ramme gestiftet wurden, bepflanzt.
Das Holz für die geplante Schutzhütte sowie die Sitzbänke und -tische kommt direkt aus dem Lohmarer Wald unterhalb von Algert und wurde dankenswerterweise von Karl-Heinz Weiler gestiftet. Mithilfe eines Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr, der im Besitz eines fahrbaren Sägewerkes ist, konnten wir die Baumstämme nach unseren Plänen zu den benötigten Brettern bzw. Balken zurechtschneiden. Diese Arbeiten alleine beanspruchten 2 Samstage und das anschließende Abrichten und Hobeln auf der Hobelbank nochmals mehrere Samstage und Abende während der Woche …
Nach dem Anlegen des Fundamentes und den vorbereitenden Sägearbeiten des Zimmermannes kam der Zeitpunkt des Aufbaus der Schutzhütte. Vergessen sollte man nicht, dass das ganze Holz zuvor mit speziellen Schutzmitteln behandelt wurde.
In einer Aktion über mehrere Samstage wurde die Hütte dann - bei Temperaturen von tw. mehr as 30°C - unter fachlicher Anleitung eines Zimmermannes aufgebaut. In separaten Aktionen kamen noch eine Feuerstelle und ein Platz für zwei Sitzgruppen hinzu und die Sitzbänke innerhalb der Schutzhütte wurden fertiggestellt.
Einige Mitglieder der Dorfgemeinschaft brachten darüber hinaus ihre besonderen Talente und Fähigkeiten ein, so z.B. beim Bau der Trockenmauern in der Hütte und am Lagerfeuer sowie bei der Gestaltung und Errichtung des Kunstwerks am Platz-Eingang (3 große, attraktiv bemalte und dekorierte Holzstelen).
Durch das Aufstellen von Schildern wurde auch dem Gesetzgeber Rechnung getragen, indem auf diesen auf die Benutzung des Platzes auf eigene Gefahr hingewiesen wird.
Die Bilder zeigen die Durchführung bisheriger Arbeiten am Mehrgenerationenplatz bis September 2020 ohne Anspruch auf Vollständigkeit, denn in den kommenden Wochen und Monaten werden sicherlich noch einige dazu kommen...
Mehr Bildmaterial und Informationen dazu gibt's unter "Ein Dorfplatz entsteht".
Endlich ist es soweit: Offizielle Einweihung am 6. September 2020
Der (vorläufige) abschließende Höhepunkt der Dorfplatzaktion wurde mit der feierlichen Einweihung des Platzes durch den Bürgermeister Horst Krybus und die Vertreter der politischen Parteien in Lohmar am Sonntag, 6. September 2020 erreicht (s.a. Bericht „Algerter Dorfplatz offiziell eröffnet“).
Der weitere Ausbau der Dorfplatzanlage mit Spiel- und Sportgeräten erfolgte im September 2021.
Bilder zur Montage der Sport- und Spielgeräte vom 4. - 11. September 2021